Flügge Sein
leave the nest and extend the horizon

Neuseeland - Südinsel

Früh um 5:00Uhr klingelt mich mein Handy aus meinem kurzen Schlaf. Mein Auto hat durch den starken Wind in Wellington so geschwankt, dass schlafen nicht so einfach war. Ich quäle mich hoch, koche schnell Kaffee und mache mich auf zum Fähranleger denn heute (20.11.2019) geht´s endlich ab auf die Südinsel. Müdigkeit weicht Aufregung und so bin ich viel zu früh beim Check-In für meinen Camper und mich. Gepackt wie bei einem perfekten TETRIS steht "Sparky" nun für die nächsten 3,5 Std auf dem Parkdeck und ich sammle meine 7 Sachen zusammen und begebe mich an Deck für Frühstück, Akkus laden und Internettelefonie :-) Draußen an Deck wird schnell klar: Es wird nicht nur viel schöner sondern auch kälter... Es ist wirklich unglaublich wieviele Klimazonen man auf eine so kleine Fläche zusammenquetschen kann! Regenwald, Strand, Pinguine, grüne Hügel, Schafe... Die Überfahrt ist ruhig, sonnig und bei einer Unterhaltung mit einem "Kiwi" aus den Niederlanden erhasche ich sogar einen Blick auf den ersten Wal :-)

Tickets in Stäbchenform
Tickets in Stäbchenform
Ferry to Picton
Ferry to Picton
Picton
Picton
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In Picton angelegt ging es direkt über den Queen Charlotte Drive nach Nelson. Die enge, gewundene Straße verläuft direkt an der Küste und man möchte alle 3 Meter anhalten und ein Foto schießen. Aber die Strecke verlangt auch viel Konzentration und nach nur 3 Std Schlaf muss ich eine Pause einlegen. Wie gut, dass der gute Jack (;-))auf halber Strecke ein Café besitzt; dort gibt´s leckeren Kaffee und Kuchen! Nach ca. 4 Std. Serpentinen komme ich in Nelson an. Die einzigen Freedom Campings gibt es mitten in der Stadt auf dem Parkplatz der ShoppingMall… Parkplatzcamping klingt jetzt nicht so schön und die Stadt verlangt tagsüber Parktickets. Aber Frau ist ja anpassungfähig und das Wetter traumhaft... Also Morgens Abfahrt zum Tahunanui Beach und Nachmittags zurück zum Parkplatz und Stadtbummel. 

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Beach Time
Beach Time
Wenn Kinder anfangen eine Möwe zu füttern...
Wenn Kinder anfangen eine Möwe zu füttern...
Liquid Laundry
Liquid Laundry

Während ich den ersten Vormittag mit Waschen und Schwimmen verbringe bekomme ich einen Anruf von Sophie. Sie musste ihren Plantagenjob zwecks Allergien aufgeben, möchte ihren Camper verkaufen, mir auf die Südinsel folgen und mit mir zusammen weiterreisen! Sie lässt ein wenig Heimweh durchsickern... Gesagt, getan und unglaubliche 3 Tage später treffen wir uns am Tahunanui Beach und packen ihren Krempel zu meinem Krempel. Die Reise geht direkt Richtung Abel Tasman. Es ist traumhaft schön; kein Wunder, dass hier alles derbe überlaufen und mit Travellern vollgestopft ist. Dementsprechend sind hier auch die Preise... Wir fahren nicht bis ganz an die Spitze, mieten uns aber ein Kayak und paddeln bis zum Split Apple. Als der Wind am Nachmittag auffrischt und die Wellen höher werden rutscht uns doch ab und an das Herzchen in die Hose. Ist eben doch etwas anderes auf dem offenen Meer zu paddeln und auch nach dem ausführlichen Briefing wollten wir nicht kentern... Aber wir haben es gemeistert und nach einer kalten Stranddusche ging es weiter Richtung Westport mit Zwischenstop in Wakefield (irgendwo im Nirgendwo) zur Übernachtung.

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Split Apple
Split Apple

Wieder auf dem Highway geht es runter nach Westport. Die Anzahl der Tankstellen sinkt, dafür steigen die Preise... In Westport angekommen wurde erstmal aufgetankt, gegessen und ein DIY Mückennetz (bestehend aus doppelseitigem Klebeband und Netzresten aus dem Nähladen) besorgt, bevor es weiter runter zum Punakaiki Beach Camp ging. Auf dem Weg noch ein schöner Zwischenstopp an einer Seehundbucht.

Punakaiki Beach Camp
Punakaiki Beach Camp
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Achtung
Achtung
Yellow Hammer
Yellow Hammer
Ebenfalls Hammer...
Ebenfalls Hammer...
flauschig
flauschig
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Nachwuchs
Nachwuchs

Nach einer sehr erholsamen Nacht ging es zur Besichtigung der Pancake Rocks. Da dieses Phänomen gleich um die Ecke lag, hängten wir noch eine Wanderung durch die Regenwälder hinten dran und gönnten uns zum Abschluss (natürlich!) Pancakes ;-) 


Übernachtet haben wir nahe Hokitika hinter einem Diner, wo es seit langem mal wieder einen leckeren Burger und ein kaltes Bier gab! Hokitika ist ein süßes Städtchen und als sich uns am nächsten Morgen Nadine aus Berlin anschließt um Hokitika Gorge zu besichtigen, beschließen wir noch eine Nacht länger zu bleiben. Wir verbringen den Tag in der Stadt, leisten uns günstigen Sport inklusive Dusche in der Schwimmhalle und Sophie zaubert mit dem Campingkocher sogar Senfeier mit Kartoffeln (Ja, wir vermissen die deutsche Küche sehr!). Spät Abends ziehen wir nochmal los und besichtigen ein kleines Tal wo abertausende Glühwürmchen die Felswände besiedeln. Das Städtchen bleibt auf jeden Fall als einer meiner Lieblingsplätze in Erinnerung.


Nach unserem Frühstück mit Gastkatze Jersey fahren wir Richtung Gletscher! Es regnet in einer Tour, selbst die Helikopter-Touren werden abgesagt. Eine Weile harren wir auf dem Parkplatz des Gletschertals Franz-Joseph aus und genehmigen uns Tee und Kaffee. Müssen wir auch denn ein Kea hat sich bei uns breit gemacht und inspiziert die Autos. Füttern ist nicht nur verboten sondern auch recht gefährlich; beißen ist nicht ausgeschlossen! Der Regen stoppt für kurze Zeit, wir hüpfen aus dem Wagen und machen eine Mini-Wanderung durchs Tal und bewundern das Massiv von unten. Ganz nach oben kommt man eh nur mit dem Heli... Wir überspringen die Gletscher auf dieser Seite und düsen weit weit runter nach Wanaka. Kurz vor dem Ziel halten wir und übernachten direkt am See...


Wanaka begrüßt uns mit sonnigem Wetter direkt zum Frühstück und einer Herde Schafe die einen Meter entfernt zur nächsten Wiese getrieben wird. Sophie wäscht Wäsche, ich kümmere mich um die Frisch-/Abwasser Erneuerung. Da das Wetter so schön ist, beschließen wir am Nachmittag den Roy´s Peak zu besteigen. 2,5 Std ausschließlich bergauf bei gleißender Sonne treibt uns definitiv den Schweiß auf die Stirn. Oben herrscht starker Wind und so muss ich mich im Plumpsklo kurz um- bzw. dicker anziehen. Eine weitere halbe Std dauert es bis ganz nach oben und wie immer wird die Anstrengung mit atemberaubendem Ausblick belohnt. Ich kann mich gar nicht satt sehen. Der kalte Wind treibt mich dann doch wieder runter zum Klostopp wo Sophie auf mich wartet. Bis zum Sonnenuntergang wären wir erfroren, also machen wir uns langsam auf den Rückweg, während die Sonne langsam untergeht und die Schafe ihr Territorium wieder ganz und gar in Anspruch nehmen. Die Lämmer jagen sich quer über die Wiesen an uns vorbei und begrüßen die kühlere Luft sehr. Wir sehen zu, dass wir zu unserem Freedom Camping kommen und kuscheln uns ein; ist ja fast 1. Advent...


Wir verbringen hier noch zwei weitere Tage; lassen es uns am See gut gehen, gehen noch den Rocky Mountains Lake Diamond Track und als es regnet, lässt es sich in den Cafés gut sitzen und am Laptop Fotos sortieren. Ein bisschen Second Hand Shopping war auch noch drin :-)


Zur neuen Woche starten wir nach Queenstown und da die Campingplätze so teuer sind, beschließen wir kurzerhand uns für die Tage in ein Hostel einzuchecken und den Wagen kostenfrei etwas außerhalb abzustellen. Erstmal überwältigt von so vielen Menschen brauchen wir etwas Zeit um uns wieder an Stadt und Geräuschkulisse zu gewöhnen. Es dauert auch nur kurz und schon sind wir wieder mittendrin. Neue Bekanntschaften lassen auch nicht auf sich warten und Abends sitzen wir schon in der Gruppe in einer Bar. Aus zwei Nächten werden drei und wir nehmen noch die Every Wednesday Silent Disco Party im LOCO mit! Sophie stürzt sich noch todesmutig die Canyon Swing runter und verewigt ihren Aufenthalt in Neuseeland mit einem Tattoo. 


In Queenstown trennen sich Sophie´s und meine Wege wieder. Ihr Heimweh ist zu groß und sie macht sich auf den Weg zurück nach Deutschland. 

Ich setze meine Reise alleine fort, verabschiede mich am Donnerstag Nachmittag und düse den Highway 6 gen Süden. Die Kulisse wird immer gewaltiger, die Seen größer und blauer, die Straßen wieder einsamer und mit jedem Kilometer wird der Kopf klarer und das Herz leichter. Ich übernachte in Lumsden und richte dort erstmal meinen "Singlehaushalt" wieder ein. 

Starker Regen weckt mich, eigentlich wollte ich über Te Anau nach Milford Sound und in die Fjordlands für die nächsten Tage. In Te Anau angekommen checke ich kurz in der Bibliothek ein und statte dem See einen kurzen Besuch ab. Das Wasser steht recht hoch und das nächste Gewitter kündigt sich mit Blitzen an... Bei schönem Wetter wäre es bestimmt schön hier! Der Wetterbericht besagt nix Gutes also entscheide ich, die Westküste zu verlassen. 

HW6
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Picknick fällt aus...
Picknick fällt aus...
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Geschlossen...
Geschlossen...
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Die nächsten Freedom Campings versinken im Regen und so fahre ich die komplette Strecke bis Slope Point. Ich bin platt und mit Halsschmerzen kündigt sich wohl doch eine Erkältung an; aber wenigstens scheint hier die Sonne! 

Nachts haut die Erkältung richtig durch aber die Sonne scheint und ich halte in der Curio Bay um Ausschau nach den Hector Delphinen zu halten. Wäre ich nicht krank gewesen und hätte mir einen Neoprenanzug besorgen können, hätte man hier kostenlos mit Delphinen schwimmen können! Geht einfach ins Wasser und planscht ein bisschen, die Delphine kommen vorbei und gucken was ihr so macht. Und wenn ihr sie gut unterhaltet, dann bleiben sie und surfen mit euch ein wenig durch die Wellen! Sie waren max. 20 m entfernt... Ich habe mich echt geärgert, vllt hätte ich aber auch Angst gehabt, wenn die Delphine bis auf 30 cm an mich ranschwimmen ;-) Es war trotzdem schön zuzuschauen. Ich habe mich nach Waikawa geschleppt um mich dort auszuruhen und dort eine zweite schlechte Nacht verbracht. Die nächsten zwei Nächte brauche ich definitiv einen Campingplatz mit Heizung, Strom und fließend Wasser. Also ab nach Kaka Point. Hier gibt es nicht viel. Einen kleinen TanteEmmaLaden am Strand und den Campingplatz. Pinguine leben und nisten hier ebenfalls; ich hatte leider kein Glück! 

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Curious Bay
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Hier erhole ich mich und bekomme so nach und nach mit, dass die Westküste großen Schaden durch das Unwetter genommen hat. Orte die ich ein paar Tage vorher besucht habe sind geflutet, Straßen sind abgerutscht und Brücken gesperrt. Dort geht nichts mehr... Auf White Island bricht der Vulkan aus, fordert Tote und verursacht  in Napier ein leichtes Erdbeben! 

Von all dem kriege ich nur über Nachrichten etwas mit! Trotzdem fühlt es sich sehr gruselig an, zu wissen, dass man nur einige Stunden entfernt von allem ist... Solange die Einheimischen sich nicht fürchten muss ich das auch nicht, rede ich mir ein und so verlasse ich mein Krankenlager und fahre nach Dunedin. Ein merkwürdiges Städtchen in das ein Architekt lauter kleine Schlösser gebaut hat. Aber zum Vorräte auffüllen reicht es! Der Wetterbericht verspricht ein paar gute Tage, also mache ich mich gleich wieder auf in die Berge Richtung Mount Cook und Lake Tekapo. Am Lake Pukaki lässt es sich nicht nur kostenlos sondern auch atemberaubend schön campen! Hier verbringe ich die nächsten drei Nächte und besteige u.a. mit Steffi und Mitch aus Münster die "Stairway to Heaven", bestehend aus über 2000 Stufen mit Aussicht auf die Gletscher! Mount Cook zeigt sich zum Glück von der sonnigen Seite, was den Aufstieg allerdings noch schweißtreibender macht. Das Örtchen Tekapo liegt nur 30 min entfernt und wird schwer beworben! Nach einem Besuch dort fahre ich allerdings wieder nach Pukaki zurück. Der See ist genauso schön, liegt näher am Berg und ich wohne hier kostenfrei. Zum krönenenden Abschluss gibt´s mit Laura und Olli aus Ostfriesland ein Glas Rotwein zum Sonnenuntergang. 


Nach insgesamt drei Nächten am Lake Pukaki führt mich mein Weg wieder an Tekapo vorbei und ich verbringe dort den Tag mit einer Wanderung zum Mount John Observatory und entlang des Lakeshore Tracks. Die Lupinen die überall wachsen gelten hier als Unkraut, bilden aber gleichzeitig eine schöne Kulisse für Hochzeitsfotos und Instagram-People. Auf der Suche nach einer kostenlosen Duschmöglichkeit springe ich am Ende mit einer Gruppe Wanderer in den Bergsee und ich muss sagen: Ich hatte noch nie so kaltes Wasser an meiner Haut!!! Sogar ein Sauna-Tauchbecken schien mir in der Erinnerung wärmer! Den Spaß war es wert und erfrischt war ich danach definitiv :-) 

Lake Tekapo
Lake Tekapo
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Lupinen
Lupinen
Auch aus Scheiße kann man Kunst machen?
Auch aus Scheiße kann man Kunst machen?
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PC140290
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Tekapo
Tekapo
Mehr Lupinen
Mehr Lupinen
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Sternengucker kommen hier in der Gegend besonders auf ihre Kosten. Auch ich hoffte auf wolkenlosen Himmel um trotz Vollmond ein paar Sternschnuppen zu erhaschen. Dafür fahre ich aber weiter hoch ins Nirgendwo und verbringe die Nacht oberhalb von Fairlie bei Ashwick Flat; ja genau.... Wo???? Egal, hier ist es dunkel und andere Sternengucker sind auch am Start. Der Vollmond strahlt leider sehr schön, deshalb war an die Milchstraße nicht zu denken und auch die Südlichter haben sich nicht gezeigt. Trotzdem war es wunderschön anzusehen und ich muste mich wirklich zwingen ins Bett zu gehen... 

Am 3. Advent mache ich mich auf den Weg nach Christchurch. Die nächste Schlechtwetterfront soll die Westküste erneut treffen und bevor die Südinsel wieder entzweit wird und die Durchfahrt nach Christchurch wieder tagelang gesperrt ist, breche ich fix auf und lasse mich für ein paar Tage in New Brighton nieder. Hier gibt es Cafés, Supermärkte und das Pier mit Promenade, Beach und Bibliothek. Es zieht mich also gar nicht in die Stadtmitte! 

Heute ist der 16.12.2019 und meine letzte Woche auf der Südinsel bricht an. Ich halte euch weiter auf dem Laufenden :-)

Am 23.12 geht es zurück auf die Nordinsel :-)

Special Feature: Heute ist der 18.12.2019 und in ein paar Stunden hat meine Arbeitsgruppe der Päd. Hämatologie und Onkologie ihre Weihnachtsfeier. Wahrscheinlich sitzt ihr bei Kakao und Kaffee und macht u.a die Jahresabrechnung ;-) Falls ihr noch Geld loswerden müsst: Ich gebe euch gerne meine Kontodaten! Ich hoffe ihr habt außer Arbeit auch andere schöne Dinge zu erzählen :-) Ich sitze in Gedanken bei euch und sende euch liebste Grüße vom New Brighton Pier aus der Bibliothek mit Blick aufs Meer, wo ich den Regen aussitze.

Fühlt euch dicke geknuddelt! 

Von New Brighton breche ich auf nach Akaroa. Es stürmt und regnet immer noch ab und an, doch nach der ersten Nacht zeigt sich doch noch die Sonne und lässt mich aus dem Wagen an die frische Luft krabbeln. Das French Village ist zuckersüß und überall herrscht weihnachtliche Stimmung. 

Mein letzter Ausflug führt mich nach Hanmer Springs; wieder Natur von ihrer schönsten Seite. Es ist kalt in den Bergen, trotzdem unternehme ich Wanderungen bei sonnigem Wetter und mache einen Spaziergang durch das kleine Örtchen. Der Weihnachtsmarkt verkauft auch hier Handgemachtes, aber statt Glühwein ist eher Eis angesagt ;-)

Ich reise weiter zurück in Richtung Picton, verbringe aber die Nacht und den nächsten Tag in Anakiwa direkt am See, bevor es am 23.12.2019 mit der 14.00 Uhr Fähre von Picton nach Wellington geht...