Flügge Sein
leave the nest and extend the horizon

Die Nordinsel 

Wochen ist es nun her, dass ich London am 14.10.2019 verlassen und meine Reise nach Neuseeland über Singapur fortgesetzt habe. Der Flug war zwar lang und doch anstrengend, verging aber zum Glück schneller als gedacht. Ich hatte unterhaltsame Sitznachbarn und habe fleißig am ersten Fotobuch gebastelt. Außerdem gab es ständig Essen und `n Haufen Filme... In Auckland bin ich am Mittwoch, den 16.11.2019 0:30Uhr in der Nacht gelandet und habe mein Hostel mittels Bus und zu Fuß fix erreicht. Wie ich später festgestellt habe war es gut den Weg zum Hostel nicht allein gegangen zu sein; es befindet sich mitten auf der K-Road, die eher der Reeperbahn (welche sicherer gewesen wäre) gleicht. Dort laufen auch tagsüber ne Menge verrückter Menschen rum und Nachts sollte man dort eher nicht alleine rumturnen. Das alles weiß ich nur aus Erzählungen vieler netter Menschen, die ich im Hostel kennengelernt habe, denn ich habe die 4 Tage dort eigentlich nur meinen Jetlag ausgeschlafen, ein paar Einkäufe getätigt, mein Wwoofing-Profil angelegt und Abends mit ein paar Leuten Karten gespielt bis mir die Augen wieder zugefallen sind. Trotzdem konnte ich erste Kontakte knüpfen! Von Auckland selbst kann ich also nicht viel berichten :-) Ein kurzer Ausflug nach Piha zu einem der vielen black sand beaches mit Anne gab mir zumindest schonmal einen ersten Eindruck von den vielen verschiedenen Landschaften Neuseelands. Palmen und Bananen mischen sich in Laubwälder auf grünen Hügeln nebst schwarzen Stränden an türkisfarbenem Meer. 

Unterwegs mit Anne
Unterwegs mit Anne
es war extrem heiß an den Füßen :-)
es war extrem heiß an den Füßen :-)
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und wir waren fast allein
und wir waren fast allein
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Sitzen und Geniessen
Sitzen und Geniessen
Laufen und Geniessen
Laufen und Geniessen
mit Drohnenkönig Ben
mit Drohnenkönig Ben
Wasserfest gilt nicht, wenn Wasser von oben in die Stifel läuft :-)
Wasserfest gilt nicht, wenn Wasser von oben in die Stifel läuft :-)


Am 19.11.2019 konnte ich dann endlich meinen Campervan in Mangawhai Heads abholen. Carmen hat mich von der Bushaltestelle abgeholt. Wir haben alles klar gemacht, durchgecheckt und nach einer kurzen Probefahrt ging´s für mich auch schon los. Ab in den Linksverkehr...

Mein Toyota Estima
Mein Toyota Estima
Ausbau Marke Eigenbau
Ausbau Marke Eigenbau
Schlafen
Schlafen
Essen
Essen
Kleider - & Kühlschrank
Kleider - & Kühlschrank
Kochen
Kochen
Bei gutem Wetter tiptop
Bei gutem Wetter tiptop

Ab auf die Highways runter in Richtung Miranda, wo ich meine erste Wwoofing-Stelle auf Annie´s und Sean´s kleiner Farm angetreten habe. Für Unterkunft und Essen habe ich auf der Farm und im Café ausgeholfen und eine wirklich tolle Zeit gehabt. Die Arbeit bestand hauptsächlich aus Unkrautbeseitigung im großen Stil, Schaufeln von Hühnermist sowie die Ernte und Anpflanzung von Kartoffeln, Bohnen, Avocados, Tomaten und Orangen. Ich habe viel über den 100% organischen Anbau gelernt, wie man am besten kompostiert und was eine Würmerfarm ist. Annie und Sean haben einen großartigen Humor und waren exzellente Köche. Jeden Abend wurde gemeinsam zu Abend gegessen. Sie nahmen mich mit ins Pub zum Halbfinale der Rugby-WM und ins Kino. Die vier zauberhaften Hunde und die beiden Mädels vom Café waren die Kirschen auf dem Kuchen. Es hat sich tatsächlich nach Familienleben angefühlt und das hat nach so vielen Wochen wirklich gut getan.

Oft zu Besuch waren Annie und Ray, die nicht nur absolute Vogelkundler sind, sondern sich auch ehrenamtlich in der Renaturierung der Küstengebiete engagieren. Altes Weideland und eingeschleppte Pflanzen sollen durch einheimische ersetzt werden damit der Vogelbestand sich wieder verbessert. Dazu ziehen sie verschiedene Pflanzensetzlinge groß und bepflanzen die Küste neu. Annie hat dafür ein bisschen Land zur Verfügung gestellt und ich habe ab und an beim Topfen geholfen. Über 5000 Setzlinge sollen in ein paar Jahren die Küste in neuem/alten Glanz erstrahlen lassen. Ray und Annie haben mich mit ins Reservat genommen und mir versucht Flora und Fauna nah zu bringen. Bei einem blutigen Anfänger wie mir kein leichtes Unterfangen. Aber in ca. 5 Jahren soll ich wiederkommen und gucken wo meine Setzlinge dann stehen :-)

Mein Haus
Mein Haus
Außenklo
Außenklo
work work work
work work work
Chickenshit; bester Dünger
Chickenshit; bester Dünger
ein paar Orangen
ein paar Orangen
und Bananen
und Bananen
Die Hühner
Die Hühner
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Sean macht die Zimtschnecken
Sean macht die Zimtschnecken
Kelly und
Kelly und
Pieta kochen und backen alles selbst!
Pieta kochen und backen alles selbst!
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Anni und Ray die Vogelkundler
Anni und Ray die Vogelkundler
120 hab ich eingetopft... bleiben noch ca. 3500 weitere
120 hab ich eingetopft... bleiben noch ca. 3500 weitere

Nach 12 Tagen habe ich mich dann verabschiedet und meinen Trip fortgesetzt bzw. erst richtig angefangen. Ab ins Auto mit einer großen Tüte voll Avocado, Kiwi und Apfel ("If you ever need organic Vitamin C"), lauter Muik und warmen Temperaturen habe ich erstmal ne Runde um die Coromandel Peninsula gedreht. Sehr schmale Serpentinen aus grobem Schotter sind gar nicht so einfach zu fahren! Das war ziemlich abenteuerlich, wurde aber durch nette buddhistische Anhalter, einsame Strände und wundervolle Aussichten derbe belohnt. Es herrscht viel Kunst in den Dörfern und einige alte Hippies trifft man immer noch auf den Straßen.  Meine erste große Wanderung führte mich hoch zu Pinnacles Hut und hat mir sofort alles Wichtige für zukünftige Wanderungen mitgeteilt. Wasser auffüllen unterwegs geht nicht, auf den Hütten gibt es nur Frischwasser; habe immer genug Futter und ne Mülltüte dabei! Und großes Lob an meine Wanderschuhe!!!

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Mana Retreat Centre
Mana Retreat Centre
Little Bay
Little Bay
Noch richtig kalt...
Noch richtig kalt...
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6 Std return... Schnauff!
6 Std return... Schnauff!
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Maximal 1 Person...
Maximal 1 Person...

Weiter ging es zur Cathedral Cove und Hot Water Beach. Miriam aus der Schweiz habe ich am Shuttle-Service aufgegabelt und wir haben uns die Höhle und ihre Umgebung zusammen angeschaut. Wir werden uns definitiv wiedersehen! 

Am Hot Water Beach bin ich zwei Nächte geblieben und habe meinen Van im Garten einer Familie untergestellt, die mit einer provisorischen Küche in der Garage und kostenfreien heißen Duschen eine Art "Campingplatz" betreiben. Der Hausherr braut sein eigenes Bier, da Alkohol hier furchtbar teuer ist. Sah aus wie Cola und hat geschmeckt wie Schwarzbier :-) Wieviel Alkohol es letztendlich hatte, kann ich leider nicht sagen. Nichtsdestotrotz ist Alkoholismus hier ein großes Thema. Nicht nur einmal habe ich Einkaufswagen voller Schnaps, Betrunkene in den Malls und große Verbotsschilder und Streifen in den Parks gesehen. So trifft man eben Leute, die ihr eigenes Bier brauen oder eine eigene Destille in ihrem Wohnwagen haben (aber dazu später mehr ;-)). Entspannt und freundlich waren die Gastgeber, je nach Mensch hadere ich immer noch mit dem Akzent... 

Mit einer Gruppe Franzosen, die ebenfalls auf dem Platz waren, habe ich mir den Hot Water Beach näher angesehen und bei eiskaltem Meerwasser meine Füße einfach in den Sand gewühlt unter dem sich thermale Quellen befinden, die für extrem heißen Boden bzw. Wasser sorgen. Gut gemischt ergibt sich daraus eine tolle Badewannensituation am Strand. Und wenn man seinen Hintern um halb 6 aus dem Bett quält und 30 sek. zum Strand läuft wird man noch mit einem wunderschönen Sonnenaufgang belohnt!

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Cathedral Cove
Cathedral Cove
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Miriam
Miriam
Stingray Bay
Stingray Bay
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Endlich mal ein Tier gesehen!
Endlich mal ein Tier gesehen!
Der frühe Vogel und so...
Der frühe Vogel und so...
Warten auf die Sonne
Warten auf die Sonne
Guten Morgen :-)
Guten Morgen :-)
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Nach viel Strand und LSF 50+ musste ich mal aufatmen und habe einen kleinen Abstecher nach Karangahake gemacht und mich auf die Spuren der alten Goldgräber begeben. Minen waren hier in den 70ern ein großes Geschäft! Also quasi Ruhrgebiet mit Gold und Kohle ;-) Ein bisschen gruselig war es doch einfach so durch die alten Tunnel und Schächte zu gehen. Leider gab es keine Glühwürmchen und einmal musste ich erst auf ein Pärchen warten, damit ich in den stockdunklen 1km langen Tunnel gehen konnte... Angsthase! 5 Std wandern im Karangahakegebiet hat auch mal wieder gut getan...

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Kopflampe nicht vergessen
Kopflampe nicht vergessen
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Aber das war nur ein Abstecher ins Innere bevor es weiter die Küste runter nach Papamoa ging. Das Mekka für viele Work & Traveller, Surfer und andere Halunken :-) Dort habe ich mich mit Sophie verabredet. Wir haben uns in Auckland im Hostel kennengelernt und sie hat ihre erste Runde Kiwipflücken hinter sich gebracht und wir wollten ein paar Tage zusammen reisen! Der Campingplatz ist sehr günstig und hat alles was man braucht! Vor allem eine Waschmaschine und heiße Duschen für mehr als 5 min ;-) Das Publikum besteht hauptsächlich aus Deutschen und Franzosen zwischen 18 & 21, die alle auf Großplantagen arbeiten um ihre Reise zu finanzieren. Sie bekommen dafür den Mindestlohn von ca. 9€/Std, arbeiten 11 Std pro Tag, 7 Tage die Woche. Viele haben Allergien, gerötete Augen und arbeiten mit Mundschutz, da die Großplantagen-Bauern ihr Obst mit Pestiziden besprühen. Meine Vorurteile des lässigen "Work & Travellers" hat sich schnell in Luft aufgelöst... Aber die Kids verlieren den Humor nicht und versuchen aus dem ganzen überschüssigen Obst einen Schnaps zu destillieren. Gut, dass einer der einheimischen Langzeitcamper eine kleine Destille in seinem Wohnwagen hat, die er den Jugendlichen leiht. Überhaupt gibt es auf den Campingplätzen viele Menschen, die dort fest wohnen. "Trailerpark" lässt grüßen... Obwohl der Ort sehr touristisch ist und mit Surfen und easy living lockt, begegnete mir  auch hier Alkoholismus und Arbeitslosigkeit. Es ist schon eine seltsame Mischung von Eindrücken. Unglaublich schöne Landschaften mit ihren ehrenamtlichen ökologischen Beschützern, Wwoofing als Konzept des rein organischen Anbaus mischen sich mit Touristen aller Länder, hohem Alkoholkonsum, schlechtem Gesundheitszustand und Armut der maorischen Einwohner an traumhaften Surfstränden. Und in all dem schwirren Tausende von jungen Work & Travellern in ihren halbwegs fahrbaren Autos/Campern quer durchs Land und über die Plantagen. Was für ein Durcheinander... 

Zu Sophie gesellt sich noch Annika und wir starten unsere Tour von Tauranga/Papamoa/Mount Maunganui Richtung Rotorua; Annika und Sophie gehen zum Wildwasser-Rafting, ich bouldern. Abends treffen wir uns zum Redwood Treewalk und verbringen die Nacht weit in den Wäldern auf einem Freedom Camping. Trotz Kälte und schlechten Wetters macht es einfach tierischen Spaß zusammen unterwegs zu sein! 

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Vorsicht: rutschig!
Vorsicht: rutschig!
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Open air Zähne putzen...
Open air Zähne putzen...
und Haare flechten
und Haare flechten
Rotorua
Rotorua
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Weiter geht es für die beiden nach Matamata (Hobbiton), ich gönne mir ein heißes kostenloses Schwefelbad und wir treffen uns etwas später in Waiotapu Wonderland wieder und bestaunen die vulkanischen Aktivitäten, Krater und Seen. Ein Naturschauspiel, dass leider dicken Eintritt kostet; sehr schlechtes Preis-Leistungsverhältnis... Einen kurzen Abstecher zu den Huka-Falls lassen wir uns nicht entgehen. Übernachtet wird wieder in einem Naturreservat irgendwo im Nirgendwo bevor es weiter nach Taupo geht. 

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kochender Schlamm
kochender Schlamm
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nebst Frühling
nebst Frühling
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zündet täglich gesteuert um 10.15Uhr... say no more. Preise auf alles!
zündet täglich gesteuert um 10.15Uhr... say no more. Preise auf alles!
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In Taupo gönnen wir uns Strom in der Bibliothek, Postkarten (hatte noch ne Wette mit nem REWE in Köln ;-)) sowie Shopping und am Nachmittag ein ausgiebiges Bad in den Hot Pools der Umgebung bevor es hoch in die Berge Richtung Tongariro Nationalpark geht; zum Crossing müssen wir früh raus! Wir kommen spät an und müssen mit Kopflampe bei 5°C kochen, abwaschen und Stullen für den nächsten Tag schmieren... 


Das Wetter ist gnädig und bei bestem Sonnenschein geht's um 7:15Uhr rauf zum Startpunkt. Die Berge liegen noch leicht im Nebel und gegen 8:00Uhr starten wir zum 20km langen Track über 3 aktive Vulkane (Tongariro, Ngauruhoe und Ruapehu:  durch Mordor und vorbei am Schicksalsberg ;-)). Es geht 700 Höhenmeter rauf und später 1000m wieder runter. Die Temperaturen schwanken von +15 °C  bis -5°C, also steht ne Menge an- und ausziehen an ;-) Es geht über schmale Wege, Geröll, Schlamm, durch Wasser, Dschungel und Schnee während uns in den höheren Lagen der Wind eiskalt um die Ohren weht. Aber es hat sich gelohnt und völlig fertig und stolz kommen wir nach ca. 8 Std am Shuttle an, das uns mit einem Siegerbier begrüßt! Wir hatten wirklich Glück einen von zwei Tagen zu erwischen an denen der Track überhaupt geöffnet war. 5 Tage vor uns und direkt ab dem Tag nach uns wurde das Crossing wegen schlechter Wetterbedingungen wieder geschlossen! 



Eine letzte Nacht verbringen wir auf einem bezahlten Campingplatz mit heißer Dusche, Kartenspiel und gemeinsamen Kochen bevor sich unsere Wege wieder trennen. Annika fliegt weiter und Sophie will wieder in den Norden zum arbeiten... Aber wir werden uns ggf. auf der Südinsel wiedersehen. Ich bin nun weiter Richtung Süden und befinde mich aktuell in Whanganui. Hier regnet es tagein tagaus; dafür gibt es auch hier eine Bibliothek und ich kann ein bisschen schreiben, verarbeiten und sortieren. Von hier aus gab es einen kleinen Abstecher in den Egmont Nationalpark und ich habe Miriam wiedergetroffen und wir sind ein bisschen durch den Regenwald; wenn´s eh regnet! 


Heute ist der 18.11.2019 und morgen werde ich nach Wellington fahren um dort am 20.11. die Fähre auf die Südinsel zu nehmen... Bis ganz bald :-)

UPDATE 10.12.2019: In Wellington hat es nur gestürmt; die windigste Stadt (der Welt?) Da ich nur Auto gefahren bin und die Fähre sehr früh am nächsten Morgen ablegte, kann ich euch nur ein Bild von meinem Schlafplatz kredenzen :-) Da ich aber zu Weihnachten wieder auf zurück auf die Nordinsel reise, gibt es ggf. noch einen Nachschlag!

Meine Fährfahrt von Picton zurück nach Wellington war alles andere als ruhig. Ordentlicher Wellengang sorgte bei vielen für Übelkeit und Erbrechen; vor allem bei den Kindern. Ganz so spaßig war es also nicht. Aber ich habe es trotzdem überstanden! Ich habe Wellington gleich verlassen und bin für meine Übernachtung nach Featherston gefahren um schon ein wenig Strecke zu machen.

An Heiligabend bin ich die 380km zurück zum Lake Taupo gefahren und habe Jasmin und Ansgar kennengelernt. So gab es für mich nicht nur zwei Bier und nette Gespräche zu Weihnachten, sondern auch "Spielkameraden" für den 1. Weihnachtsfeiertag. Wir sind nochmals zu den Huka Falls gefahren um einen langen Spaziergang zu machen und haben es uns in den Hot Polls gutgehen lassen. 

Am 26.12.2019 ging es für mich ins kultige Surferstädtchen Raglan. Heiß und sonnig begrüßt mich der winzige Ort. Gerade auf dem Parkplatz angekommen, spricht mich Regine an. Sie ist auf der Suche nach einer Wanderbegleitung für den Karioi Summit Track und so trinken wir am Nachmittag einen Kaffee zusammen und verabreden uns für den nächsten Tag. Ein spontaner Besuch im Tattoostudio fürht zur Verewigung meiner Neuseelandreise auf meinem Fuß; es hat also doch noch geklappt! Diese Wanderung bleibt definitiv als eine der  Aufregendsten in Erinnerung. Der Track ist nicht nur steil, wir müssen uns auch an Ketten entlang von Schluchten hangeln und steilere Aufstiege hochklettern. Die letzten Tage hat es viel geregnet und so wird es definitiv die schlammigste Wanderpartie in Neuseeland (deshalb auch leider keine Fotos) :-) 

Mein Weihnachtsgeschenk
Mein Weihnachtsgeschenk
Karioi Summit Track
Karioi Summit Track


Abgekämpft und dreckig versuche ich mich in einer Waschbeckendusche bevor es am Nachmittag zurück nach Miranda zu meiner Wwoofing-Familie geht. Ich hatte eigentlich gar keinen langen Aufenthalt geplant, aber Annie und Sean haben den Trailer vorbereitet und laden mich ein, über Silvester zu bleiben. Und so verbringe ich hier weitere fünf Nächte, helfe ein wenig mit der Gurken- und Pflaumenernte und bekomme dafür ein tolles Zuhause, heiße Duschen und vielfältige und frisch gekochte Nahrung. Zu Silvester kommen Freunde aus der Nachbarschaft und wir sitzen in der Sonne mit Champanger und mediterranem Buffet. Abends gibt es noch Braten, Rotwein und lustige Geschichten mit dem harten Kern... Mitternacht verschlafe ich, denn Feuerwerk ist bei dem trockenem Wetter nicht empfehlenswert, die Hunde mögen es nicht und ich bin eh absolut müde!

An Neujahr verbschiede ich mich schweren Herzens und begebe mich weiter Richtung Norden in den Waipoua Forest um Táne Mahuta zu besuchen, den wohl ältesten Baum in Neuseeland. Ich begrüße Mutter Erde und übernachte in Okaihau, bevor es weiter nördlich zu den Giant Dunes geht. Das Surfbrett lasse ich weg, dennoch lohnt sich der Gang durch die wieder mal skurrile Landschaft "ewigen Sandes". Zum Glück ist es noch nicht so heiß und ich verbrenne mir nicht die Füße!


Um ans "Ende der Welt" bzw. die nördlichste Spitze Neuseelands zu erreichen braucht es weitere 30 Autominuten. Cape Reinga (Te Rerenga Wairua) ist touristisch sehr begehrt, aber ich bekomme glücklicherweise noch einen Parkplatz. Hier verweile ich eine ganze Weile und beobachte die sich mischenden Strömungen der Tasmansee und des pazifischen Ozeans. Dieser Ort ist im maorischen Glauben sehr mystisch und spirituell. Für die Māori treffen Te Tai o Rehua von Westen, das männliche Prinzip verkörpernd, auf Te Moana Nui a Kiwa von Osten, das weibliche Prinzip verkörpernd, am Cape Reinga aufeinander und symbolisieren damit die Entstehung des Lebens. In Gedanken versunken genieße ich die frische Brise und trotz des Trubels um mich herum, kann ich einfach nur "sein".

In der Mythologie der Māori besitzt Cape Reinga eine besondere Bedeutung. Es wird erzählt, das über das Kap und der Untiefe von Te Nuku-o-Mourea die Seelen der Verstorbenen sich auf die Suche nach dem Gipfel Ōhau der Insel Manawatāwhi (Three Kings Islands) begeben und von dort aus, nach einem letzten Blick zurück in Richtung Aotearoa (Neuseeland), sich aufmachen auf ihren letzten Weg nach Hawaiki, dem Ort ihrer Ahnen.

Am "Tor zur Unterwelt" nehme ich Abschied von Neuseeland und gedenke ein paar Minuten den Verstorbenen... Es gibt Vieles, das ich nicht weiß, aber ich weiß: Ich möchte noch nicht nach Hause :-)


Auf meinem Weg zurück zum Auto begegnet mir ein Wanderer, der gerade im Begriff ist den Te Araroa Trail zu starten. Ich wünsche ihm Glück, Gesundheit und einen starken Willen die über 3000km gen Süden zu bestreiten und fahre Richtung Ostküste um in Mangonui/ Doubtless Bay zu übernachten. Ein recht nachdenklicher und spiritueller Tag geht sonnig zuende.

Am nächsten Tag begebe ich mich früh nach Paihia und den Bay of Islands. Hier verbringe ich einen tollen Tag am Strand und bereite meine Campervan-Übergabe vor. Soviel Zeug hat sich in den letzten Monaten im Auto angesammelt! Hin und her räumen, aussortieren, wegschmeißen, verschenken... Auto gewaschen und gesaugt, Tanks geleert, ein letztes mal Wäsche gewaschen. Und weiter geht´s nach Mangawhai Heads zu Carmen und John. Carmen kann sich nach einem Surfunfall nicht so gut bewegen und so vereinbaren wir, dass ich die Tage bis zu meinem Abflug in ihrem Studio wohnen kann und ihr dafür bei den Mietwagen helfe... Also muss ich glücklicherweise nicht in Auckland rumhängen. Ich stehe in ständigem Kontakt mit Imogen, aber sie versichert mir, dass es trotz Buschfeuer sicher sei in Melbourne und sie sich freut mich wiederzusehen! Kaum zu beschreiben wie sehr ich mich freue sie wiederzusehen!!!! Am 7.1.2020 fahre ich ewig lange Bus und fliege Abends nach Melbourne....

Goodbye New Zealand. Deine Natur ist atemberaubend, deine Bewohner absolut freundlich und hilfsbereit und dein Kaffee der beste den ich je hatte! Ich hoffe, wir sehen uns wieder....