Flügge Sein
leave the nest and extend the horizon

Nepal - `til the end...

Zum Schluss hab ich es dann doch alles zeitlich nicht mehr geschafft... Die Corona-Situation hat mich eingeholt und "gezwungen" meine Reise zu beenden und nach Hause zu fliegen... Aber fangen wir von vorne an!


Von Vietnam ging es also nach Nepal. Wegen der hohen Flugpreise hatte ich dieses Land, das ursprünglich ganz oben auf meiner Liste stand, wieder gestrichen. In Vietnam entwickelten sich meine Reisepläne dann relativ spontan wieder gen Nepal; ich fand einen günstigen Flug und begab mich nach Kathmandu. Ich hatte gedacht in Vietnam sei es schon wuselig gewesen, aber in Kathmandu herrscht noch ein ganz anderes Menschen- und Verkehrsaufkommen... Die Straßen und Gassen sind eng und vollgestopft mit Läden, Menschen, Märkten und allerlei Vehikeln. Die Geräuschkulisse ist einfach nur enorm! Gut, dass ich mich etwas außerhalb der Touristenhochburg in ein süßes HomeStay eingemietet habe und mir vier Nächte Eingewöhnung, Blog schreiben, ein eigenes Zimmer und unfassbar leckeres Essen gegönnt habe. Die Familie im Homestay hat mich spontan mit auf eine kleine "Tour de Patan" genommen und mir das kleine Viertel gezeigt. Auch unter Corona-Bedingungen waren vereinzelt Holi-Festival-Menschen unterwegs, die Stimmung war ausgelassen und wir haben den Frühling mit vielen bunten Farben begrüßt. Unzählige kleine Rituale, Musik und Tänze wurden präsentiert.  Und da sich meine Reise nach Nepal relativ spontan ergeben hat, musste ich mir ja auch noch überlegen, was ich hier überhaupt machen will und wann und wie und so... Schnell stand fest: Ab in die Natur, wandern oder so. Everest: Nein Danke, weil viiiel zu teuer, zu fancy und das Geld nicht wert... Annapurnagebiet: sieht gut aus, ich habe Zeit, ab auf den 3-wöchigen Annapurnacircuit. Um den Trek laufen zu dürfen, braucht man eine Trekkinggenehmigung und die bekommt man nur in Kathmandu; also mitten im Tal; das Ballungszentrum! 


Ich habe Sage und Schreibe 45 Minuten gebraucht mich zu überwinden, in ein TukTuk mit 30 anderen Menschen zu quetschen... Ohne jegliche Sprachkenntnisse, aber mit Hilfe vieler Menschen habe ich es trotzdem geschafft, den Fahrer zu bezahlen und mein Ziel irgendwo im Tal zu erreichen. Das Amt war schnell gefunden und die Dokumente schnell ausgefüllt. Trekking-Pass: Check! Der Rückweg war dann nochmal ganz anders aufregend... Mein Handy gab den Batteriegeist auf und nun stand ich auf einem riesigen Platz voll mit Bussen, TukTuks und LKWs, kein Fahrplan, gar kein Plan. Also einfach rumfragen, welcher Bus mich nach Hause bringt. Leider erfolglos. So nett die Menschen auch waren, keiner verstand mich. Mein handgeschriebener Zettel brachte mich auch nicht weiter. Weiter mutig sein und hoffen Jemanden zu finden, der ein bisschen englisch spricht.... Ein junges Mädchen konnte mir zumindest soweit helfen einen Busfahrer zu finden, der mit mir die anderen Busfahrer abklappert und fragt, wer wohin fährt. Irgendwann wurde ich in einen Bus gesetzt und es ging los; selbstverständlich nicht die Strecke, die das TukTuk auf dem Hinweg genommen hatte. Keine Ahnung wo ich war, keine Ahnung wo ich aussteigen musste. Ich hatte ziemliches Herzrasen... Eine Studentin sprach mich an und glücklicherweise konnte ich ihr auf ihrem Handy zeigen wo ich hin musste. Tatsächlich musste sie an der selben Stelle aussteigen! Nochmal Glück gehabt, im Univiertel zu wohnen... Wieder zuhause war ich derbe platt von meinem 5 Stundentrip. Blieben noch zwei Nächte, um mich auf den Trek vorzubereiten. Einen Rucksack mit den unnützen Dingen konnte ich im Hostel lassen, ein Taxi, dass mich zum Bus bringen sollte, war mit Hilfe der Gastgeberin besorgt und ich hoffte einfach nur, dass mein ganzes Bargeld reichte, da man auf dem Trek nicht unbedingt einen funktionierenden Geldautomaten findet, geschweige denn mit Karte zahlen kann. 

Morgens um 4:30 gab es noch einen Tee und ein Lunchpaket von Homestay-Mama Sarita und dann ging es los zur Busstation. 8 Std Fahrt ins Irgendwo; Haltestelle Besisahar… Während der Busfahrt bekomme ich mit, dass Niemand die erste Strecke läuft. Viele haben den Trek seit Wochen vorbereitet, haben Jeeps organisiert und teilweise auch Träger oder Guides gebucht. Kurz vor der Ankunft komme ich mit Zofia und Marek aus Polen ins Gespräch. Sie wollen auch zu Fuß gehen und ich schließe mich an. Doch nicht ganz allein unterwegs; das gibt Sicherheit! Wir erreichen Besisahar gegen 14:00Uhr, gönnen uns noch einen Kaffee und eine westliche Toilette mit fließend Wasser, laden unsere Telefone nochmal auf und machen uns dann auf die Socken nach Ngadi. Bis zum Dorf sind es nur 10 km, es ist noch sehr warm und innerhalb von 30 min ist das T-Shirt durchgeschwitzt und ich finde meinen Rucksack jetzt schon zu schwer und nervig. Ich rede mir ein, dass das bestimmt nur Eingewöhnung braucht... Im Dorf angekommen haben wir freie Auswahl an Unterkünften; wir sind quasi die Einzigen. Normalerweise ist dieser Trek zur Hochsaison überfüllt mit Wanderern! Wir beziehen unser Lager, gönnen uns eine heiße Dusche und hängen unsere Klamotten zum Lüften auf. In den nächsten Tagen wird dies der gelebte Ablauf sein: wandern, essen, im Bestfall ne Dusche, schlafen... Gekocht wird auf offenem Feuer, wir bestellen unser erstes Dal Bhat und eine Menge Tee. Ins Bett geht es direkt sehr früh, denn wir sind von der Anreise ziemlich platt und am nächsten Tag erwarten uns mindestens 17,5 km. Der Hauptweg führt generell über die Straße, allerdings gibt es Wege abseits, die sehr viel schöner aber auch anstrengender zu laufen sind. Wir werden die zusätzlichen 850 Höhenmeter trotzdem angehen... 


An Tag zwei gibt es ein kurzes Frühstück und wir machen uns alsbald wieder auf den Weg von Ngadi nach Jagat. Durch anhalten, Trinkpausen und snacken treffen wir Courtney, my american Sweetheart, mehrmals auf unserem Weg und nach einer gemeinsamen Mittagspause, sind wir von da an zu viert. Es ist Frühling und überall sprießen die Blüten. Wir können nur erahnen, wie es in einer Woche aussieht, aber auch jetzt ist es schon wunderschön. Die Strecke erweist sich als Supergau. Wir klettern die Wege rauf, um dann wieder abzusteigen, um dann wieder festzustellen, dass wir wieder rauf müssen. Zum Ende hin setzt leichter Sprühregen ein und ein bisschen drückt die Anstrengung die Stimmung. Ich weiß nicht wie viele Treppen ich an diesem Tag hochgekraxelt bin und wie viele Schimpfworte aus mir herausgebrochen sind, aber ich weiß, dass wir auf besagten 17,5 km nicht nur einmal, sondern zweimal 850 zusätzliche Höhenmeter gelaufen sind und wir uns klatschnass und völlig erschöpft die letzte Hängebrücke im Tal und die letzten Stufen wieder hoch ins Dorf geschleppt haben! 8 Stunden durchmarschiert! Rücken, Knie, jede Faser unseres Körpers ist ein einziger Schmerz. Abgesehen davon sind wir hungrig wie die Löwen. Wir bestellen Dal Bhat, denn da gibt es immer einen Nachschlag. Und da wir in den nächsten Wochen in der Höhe uns nicht mit Alkohol feiern können, gibt es noch zwei große Bier und Kartenspiele obendrauf. Die befördern uns auch wieder einmal sehr früh ins Bett. 


An Tag 3 geht es für uns von Jagat nach Karto, diesmal nur 14 km, aber wieder bergauf und bergab. Ich verfluche meinen Rucksack und merke, dass ich absolut falsch gepackt habe. Während ich vor mich hin fluche, überlege ich den ganzen Tag, was ich aussortieren kann. Beim Lunch begegnen wir Robert aus Italien. Er schließt sich uns an, da er ebenfalls nach Karto laufen will. Es wird merklich kühler je höher wir kommen, nichtsdestotrotz tragen wir immer noch kurze Hose und T-Shirt. Der Rucksack umarmt uns wie eine warme Decke und lässt den Schweiß nicht trocknen. In Karto am Abend angekommen, gesellt sich noch Matthew, ebenfalls aus Italien, zu uns. Er und Robert kennen sich aus Kathmandu und sind über den Trek in Verbindung geblieben. Die Nacht in Karto ist eine Katastrophe. Es schüttet wie aus Kübeln, Blitze schlagen ein und in den Bergen ist das Echo des Donners absolut angsteinflößend. Courtney und ich teilen uns ein Doppelbett und machen die ganze Nacht kein Auge zu. Wir sind nicht sicher, ob unser Holzhäuschen dem Unwetter stand hält. Die Wände zittern und als die tischtennisballgroßen Hagelkörner auf das Wellblechdach schlagen, ist an Schlaf echt nicht mehr zu denken. Am nächsten Morgen ist es arschkalt und wir freuen uns auf heißen Tee und warmes, scharfes Frühstück um unsere Glieder wieder aufzuwärmen. Heizungen gibt es nicht und wird es auf dem gesamten Trek nicht geben. Duschen geht ab und an warm über Solarenergie, ansonsten gibt es kaltes Quellwasser! Ich habe schon mein Shampoo, einige Klamotten und vor allem Essen aussortiert. 1,5kg weniger! 


Das, was bei uns als Regen und Hagel vom Himmel gefallen ist, ist weiter oben als Schnee gefallen. Die Einwohner berichten von meterweise Neuschnee, der vorübergehenden Schließung des Passes und dem Komplettausfall des Internets. Außerdem werden wegen Covid-19 keine Trekking-Genehmigungen mehr ausgestellt und viele Wanderrouten gesperrt. Also nur noch GPS und Karte. Wir fühlen uns wohl in unserer Wanderblase, abseits von Allem in der Welt und beschließen trotzdem weiter Richtung Pass aufzusteigen in der Hoffnung, dass er in den nächsten Tagen wieder öffnet. Im Schlimmstfall müssten wir umkehren und den ganzen Weg zurücklaufen... Aber erstmal positiv bergauf. Der Wetterbericht sieht gut aus und es bleiben noch einige Tage, bis wir den Pass erreichen. Unsere 6-köpfige Familie startet gegen 7:30 Uhr; heute geht es 10 km von Karto nach Timang. Wir lassen uns Zeit, lernen uns kennen, quatschen viel und haben einen entspannten Tag vor uns. Allerdings fallen mit jedem Höhenmeter auch die Temperaturen und langsam wird mir klar, dass ich für die eisige Kälte weit oben nicht unbedingt gut ausgerüstet bin. Wir erreichen die Schneegrenze und der Wind bläst uns richtig kalte Luft um die Ohren. Reisfeldern und Rhododendren weichen einer karger werdenden Landschaft, Wäldern und Schnee. Aber die Kombination aus T-Shirt und Mütze ist bei sonnigem Wetter absolut okay. Auf dem Weg begleiten uns viele Hunde aus den umliegenden Dörfern. Sie bleiben auf Abstand, laufen aber immer mal wieder voraus und warten dann auf uns, als würden sie uns wirklich begleiten und auf uns aufpassen. 


An Tag 4 erwartet uns ein langer und anstrengender Abschnitt. 22 km von Timang nach Upper Pisang; heißt 5:30 Uhr aufstehen... Lower Pisang liegt im Tal und hat weniger Licht und Aussicht.  Auf der Hälfte halten wir in Chame, denn wir müssen dringend ein bisschen Equipment kaufen und eine lange Mittagspause in der Sonne einlegen. Ich leiste mir Trekkingstöcke, Spikes und eine Daunenjacke und bin absolut happy und fühle mich nun auch gut vorbereitet für die nächsten Etappen bis zum Pass. 

Wir erreichen Upper Pisang über viele kleine Dörfer, so abseits von der Zivilisation, dass man sich gar nicht vorstellen kann, dass hier wirklich Leute leben. Und zum ersten Mal zeigen sich die Annapurna 7-tausender, so massiv und eindrucksvoll, dass man oft stehenbleiben muss und gar nicht fassen kann, wo man sich gerade befindet; im höchsten Gebirge der Welt! Während wir laufen, kommen wir aus dem Staunen und Fotografieren nicht mehr raus und versuchen vergeblich unsere Aussichten fotografisch festzuhalten. Der Himalaya hat mir gezeigt, was es heißt, sich derbe klein und unwichtig zu fühlen. Hier ist Natur Gesetz und die Menschen leben hier im Einklang mit den Naturgewalten. Jedes westliche first-world-problem wird hier müde belächelt und der ein oder andere Gedanke an zuhause lässt mich ab und an abwertend lächeln. Mit welchen Dummheiten man sich manchmal Zuhause rumschlägt. So unwichtig und reinste Energieverschwendung... Wir sind jeden Tag dankbar für gutes Wetter, Gesundheit und Geduld... An jeder Mauer wird brav ein Stein abgelegt und die Gebetsrollen werden gedreht, wann immer wir sie passieren. Unter den wachsamen Augen der Berge des Annapurna II und IV schlengelt sich unser Weg immer tiefer ins Gebirge...

Durch atemberaubende Kulissen erreichen wir Upper Pisang zum Sonnenuntergang und auf Empfehlung checken wir in der Pension gleich auf der Ecke ein. Auf der Dachterrasse erhaschen wir noch die letzten Sonnenstrahlen, bestaunen Arm in Arm die Berge um uns herum und vergießen die ersten Tränchen aus Erschöpfung und Glückseeligkeit. Ich bin schwerst verliebt in meine kleine Familie. Alle so unterschiedlich im Charakter, aber immer zur Stelle mit der richtigen Fähigkeit und irgendwie fluppt alles wie geschmiert. Meine Trekkingehefrau Courtney und ich haben uns gesucht und gefunden und wir plappern trotz Müdigkeit wie die Teenager bei einer Übernachtungsparty bis tief in die Nächte... Grundsätzlich sind wir immer hungrig, können essen was wir wollen und jeder passt auf jeden auf. Wir müssen zusehen, dass wir fleißig trinken, damit der Körper sich bequem der Höhe anpassen kann und auch die Abschnitte gehen wir nun ruhiger an, damit wir nicht höhenkrank werden. Außerdem ist Matthew nicht nur Schlagzeuger, sondern auch Yogatrainer und so bauen wir nach dem Abendbrot jeden Abend eine Runde dehnen und meditieren ein. Duschen macht keinen Spaß mehr. Selbst wenn es heißes Wasser gibt, bleibt die Raumtemperatur um null Grad. Ab jetzt beschränken wir uns meist auf eiskalte Katzenwäsche. Auch bei der Auswahl der Unterkunft steht ein Kamin im Gemeinschaftsraum jetzt ganz oben auf der Liste, um wenigstens ein paar Stunden am Tag die Knochen etwas zu wärmen... Für die Nacht geben uns die Herbergsleute immer gerne ein paar extra Decken, damit wir nachts bei -15 Grad Außentemperatur nicht ganz erfrieren. Der Körper signalisiert mir Höhenprobleme nur nachts. Die Strecken sind auch so anstrengend, dass man eh außer Atem wäre. Von Höhenkrankheit merke ich nichts, allerdings weckt mich mein Körper ab jetzt ca. alle Stunde und gaukelt mir vor, ich würde keine Luft kriegen. Nach Luft schnappend werde ich also wach, setze mich auf, alles ist gut und bis zur nächsten "Weckung" versuche ich wieder einzuschlafen. Der Schlafmangel wird mich definitiv noch an meine emotionale Grenze bringen!


 Tag 5 bringt nicht nur gutes Wetter, sondern auch einen recht kurzen Wanderabschnitt mit sich. Wir frühstücken lange und bummeln in den Tag. Courtney gibt uns als Tourguide (Zuhause) noch eine Lehrstunde in Sachen: "Wie packe ich meinen Rucksack richtig". Ich verabschiede mich noch von meinem Sweatshirt und ein, zwei anderen Kleidungsstücken und spät gegen 9:15 Uhr starten wir den kurzen Abschnitt nach Ngawal. Die Höhenluft macht sich deutlich bemerkbar, aber wir lassen uns unendlich viel Zeit und genießen die Sonne. Einen leichten Anfall von Kopfschmerzen kriege ich mit genügend Wassertrinken wieder in den Griff. Wir schlagen uns die Bäuche mit Bratkartoffeln, Pancakes, Curry und Momos voll. 


Von Ngawal geht es an Tag 6 nach Manang. Die Strecke ist zwar kurz, aber ich hatte so gar keine Lust zu wandern. Die letzten Tage hat sich alles nur um den Trek, Essen, Schlafen, Routen und Zeiten gedreht. Aber bis Manang ist es nicht weit und die Höhenmeter sind quasi zu vernachlässigen. Außerdem sind in Manang drei Nächte Aufenthalt geplant, um dem Körper eine Pause zu gönnen und ein wenig Akklimatisierungstraining zu betreiben; heißt tagsüber hoch wandern und abends wieder tief schlafen. Wir finden eine Unterkunft, waschen ein bisschen Wäsche und chillen prächtig in der Sonne. Hier im Ort gibt es nicht nur sehr leckeren Kaffee, die Menschen hier haben sich schwer auf die westlichen Touristen eingestellt und so können wir der Völlerei frönen, indem wir Unmengen an Zimtschnecken, Croissants, Cappuccinos und Yak-Käse verschlingen. Ich hätte hier auch gut ne Woche bleiben können, hätte mich mein Körper nicht fortlaufend jede Nacht ständig geweckt; immerhin befinden wir uns hier auf 3500m. Die Jungs wollen gleich am selben Tag noch rauf zu einem Tempel, wir Mädels sind "faul" und entscheiden uns für schreiben, malen, lesen und essen. 

Tag 8 wird ein Tagestrek zum Ice-Lake auf 4640m sein. 1200 Meter hoch und am selben Tag wieder runter. Diesmal nur mit Tagesrucksack. Ist auch gut so, denn ich habe noch nie so viele Tränen aus Glück und Frust gleichermaßen gelassen. Es war so furchtbar anstrengend!!! Nicht nur steil und später auch rutschig durch die Schneeschmelze, der eiskalte Wind hat wirklich keinen Spaß gemacht. Langsam wird mir auch klar, warum die Menschen nicht sehr lange ihren Sieg auf dem Pass feiern...


Aber wir meistern auch diesen Trek und freuen uns, dass wir soweit keine körperlichen Probleme haben. Manang ist auch das letzte Dorf, das über eine Straße zu erreichen ist. Hier gibt es noch Shops und Autos. Wir decken uns ein mit Käse, Oreo Keksen und jeder Menge Snickers ein... Tag 9 besteht aus Ausruhen. Wir stecken immer noch in unserer Wanderblase ohne Internet. Falls es einen TV gibt, laufen dort indische daily soap. Wir sind buchstäblich von der Außenwelt abgeschnitten und bekommen überhaupt nicht mit, was in der Welt geschieht. Wir bekommen ab und an Informationen wie: "Der Trek wurde gesperrt, es gibt keine Genehmigungen mehr", "Ihr werdet wohl die Letzten sein, die den Pass überqueren könnt. Alle anderen werden eingesammelt und zurückgefahren"... Irgendwie realisieren wir die Situation trotzdem nicht und reißen noch ein paar schlechte Witze...

Tag 10 und Tag 11 sind quasi nur die Zwischenetappen auf dem Weg zum Pass. Das Laufen ist anstrengend, aber wir sind definitiv fitter und stärker geworden. Die Anstrengung entsteht mehr durch die Kälte als durch die dünne Luft. Duschen lassen wir weg und der Rucksack wiegt mittlerweile das dreifache auf meinem Rücken. Alles dreht sich ausschließlich um die Passüberquerung. An Tag 10 laufen wir nach Yak Kharka, eine kurze Strecke mit 10km, aber dafür hoch auf 4000m. 

An Tag 11 geht es nach Thorung Pedhi auf 4500m; die letzte Station vor der Passüberquerung. Hier im Camp ist Einiges los. Einige Trekker werden doch noch krank und hoffen, dass eine Übernachtung mehr hilft, den Pass einen Tag später anzutreten. In so großen Höhen kann man sich leider nicht lange aufhalten und sollte es uns doch noch erwischen, müssen wir schnellstmöglich wieder runter... So kurz vor dem Ziel. Aber wir sind guter Dinge. Ich wasche sogar noch Socken, die mir hier aber leider auch in der Sonne eingefroren sind :-) Aber am Feuerofen konnte ich sie doch noch trocknen. Wir sind alle sehr aufgeregt, denn der Pass ist offen und auf uns warten 1000 Höhenmeter rauf auf den Pass und danach 3000m wieder runter bis nach Muktinath; alles an einem Tag. Courtney, Robert und ich wollen um 4:00 Uhr starten, Marek und Zofia wegen der Kälte nicht vor 5:00 Uhr. Wir beschließen, uns allerspätestens in Muktinath zu treffen, so kann jeder nach seinem Gusto den höchsten begehbaren Pass der Welt überqueren...


Ich schlafe wie immer sehr schlecht bis gar nicht und bin trotzdem völlig aufgekratzt. Wir haben ca. 4,5 Std Aufstieg vor uns. Wir brauchen eine Std bis zum High Camp, wo wir noch fix eine Frühstückspause einlegen und nochmal ein Klo benutzen. Danach geht es über einen dünnen Trampelpfad im tiefsten Schnee durch die Berge. Alles ist in glitzernden Schnee getaucht, es ist wirklich unbeschreiblich arschkalt und abwechselnd frieren mir erst Hände, dann Füße und dann wieder Hände ein. Jeder tritt in die Fußstapfen des Vorherigen und es ist einfach nur anstrengend. Mir kommen mehrfach die Tränen (was für`ne Heulsuse ich auch bin), ich bin tiefst beeindruckt, angestrengt, müde, durchgefroren. Mentale Stärke ist auf jeden Fall ein MustHave oder bildet sich auf dem Weg dahin. Ich kann nicht sagen, ob ich über Gletscherspalten gelaufen bin oder tödliche Abhänge neben mir lagen. Ich bin einfach dem Pfad gefolgt und habe gehofft, dass ich bald am Pass ankomme. Die gebuchten Träger anderer Trekker überholen mich leichten Fusses, kümmern sich dennoch liebevoll um all die Menschen dort oben. Als die Sonne über den Bergen aufgeht, kann einem einfach nur das Herz stehenbleiben. Angekommen auf dem verdammt nochmal höchsten begehbaren Pass der Welt!!! Nach 5 Std. bergauf marschieren stehen wir auf 5450m. Matthew ist schon oben und nimmt uns dicke in den Arm. Tatsächlich steht oben am Pass ein kleines Teehaus/ Hütte, dessen Besitzer ernsthaft jeden Morgen nur eine Stunde zu Fuß zur Arbeit braucht. Er entscheidet auch ob, der Pass geöffnet oder geschlossen ist. Geht er nicht arbeiten, ist passieren verboten. Vor lauter Freude müssen wir erstmal ein Ründchen tanzen und weinen (schon wieder...). Das Schild, dass den Pass "kennzeichnet" ist bis auf ein paar Zentimeter eingeschneit. Lange halten wir es trotz bestem Wetter nicht aus und müssen alsbald mit dem Abstieg beginnen. Auf uns warten 3km abwärts und wir sind jetzt schon platt! Die Temperaturen steigen an, die Sonne brennt unermüdlich und schnell wird alles ein wenig zur Rutschpartie. Ab und an breche ich samt Rucksack bis zur Hüfte in Schnee ein; nicht gefährlich, aber dafür echt nervig. Meine Muskeln sind schwach und eingefroren und mehr als einmal rutsche ich aus und haue mich samt Rucksack auf den Hintern... Wir erreichen Muktinath auf 3800m gegen 14:00 Uhr. Eingecheckt wird im Bob Marley Hostel. Wirklich schön finden wir hier alles nicht. Überall ist es kalt, dafür war die Dusche ein Traum. Auf der anderen Seite des Passes gibt es auch wieder Internet und so werden wir wahrhaftig überflutet mit Nachrichten aus aller Welt, Chaos und Leid. Ich wünsche mich sofort in meine eiskalte Wanderblase zurück und kann das alles überhaupt nicht verarbeiten. Courtney und ich schleichen uns mit unserem Abendbrot aufs Zimmer, wir kuscheln uns in die Decken und gegen 20:00 Uhr schlafe ich ein und in dieser Nacht einfach 12 Std durch...


Tag 13 unseres Treks bricht an und während wir am Frühstückstisch sitzen, entscheiden wir sehr schnell, dass wir hier in Muktinath nicht bleiben wollen. Wir wollen recht fix los und uns für einige Tage in Kagbeni niederlassen und unsere Körper ausruhen. Vor uns liegt noch ca. eine Woche Abstieg, sollten wir statt mit einem Jeep den Trek ordentlich zu Fuß beenden. Courtney und ich wollen definitiv zu Fuß weiterlaufen, mir bleiben noch 10 Tage Visum übrig. Ich will es bis nach Pokhara schaffen und mein Visum dort verlängern, paragleiten gehen und den Süden bereisen, Nashörner gucken und Buddhas Geburtsort besuchen... Und dann ja auch noch irgendwie in mein Homestay zurück und den Rest meiner Sachen wiederholen...

Wir packen unseren Krempel wieder in den Rucksack und machen uns zum nächsten Checkpoint auf, wo wir uns registrieren und den Stempel auf unsere Genehmigung bekommen; so wie immer. 

Aber irgendetwas liegt in der Luft, die Checkpoint-Mitarbeiter wollen uns nicht ziehen lassen, behaupten wir müssen in Muktinath bleiben, bis ein Bus uns holt... Nach langem hin und her lassen sie uns gehen. Mittlerweile haben wir noch so viele andere Menschen getroffen, die ebenfalls mit uns in Kagbeni ein paar Tage verbringen wollen. Wir sagen ihnen noch fix Bescheid, den Checkpoint zu umgehen und verabreden, uns in Kagbeni zu treffen. 

Wir können den Pfad nicht finden und so laufen wir vier Stunden die Straße entlang. Uns begegnet kein Auto, keine Kutsche, Niemand ist unterwegs... Zweimal fährt ein Laster mit Soldaten an uns vorbei und uns beschleicht das Gefühl, dass wir uns vielleicht doch nicht verstecken und die "Krise aussitzen" können. Niemand von uns will nach Kathmandu zurück. Robert war zu ungeduldig und wartet mit gebuchten Zimmern auf uns im Hostel in Kagbeni. Courtney, Matthew und ich kriegen allerdings nur noch die Abstellkammer als Zimmer und so beschließen wir umzuziehen. Wir finden eine Unterkunft und nach Absprache nisten wir uns dort für 3 Tage ein. Robert möchte am nächsten Tag nach Jomson weiterlaufen und so verabreden wir ein letztes gemeinsames Abendessen. 

Über den nächsten Tag verteilt erreichen uns auch die Anderen und die "Familie" wächst. Als wir zum Mittagessen zusammen sitzen, stattet uns die örtliche Polizei einen Besuch ab. Sie sind absolut freundlich, sagen, dass es eh sicherer sei hier oben zu bleiben, statt nach Kathmandu zu gehen; dort sei die Hölle los! Sie bitten uns jedoch unsere Pässe zu zeigen, uns in Listen einzutragen. Quasi eine Art Durchzählen um zu wissen, wie viele Wanderer aus welchen Ländern sich gerade wo aufhalten. 

Retrospektive betrachtet war das schon der Vorläufer für das Rückholprogramm...

Zofia und Marek ziehen Abends noch zu uns ins Hostel, wir sitzen zu neunt zusammen, telefonieren mit unseren Lieben Zuhause, geben und bekommen ein Update und haben Spaß. 

Am nächsten Morgen um 7:00 Uhr klopft uns die Polizei aus den Betten; wir dürfen noch frühstücken, müssen aber unsere Sachen packen und werden mittels Bus nach Kathmandu gebracht. Die andere Option wäre mindestens 2 Wochen auf unseren Zimmern bleiben. Ausgehverbot! Auch die Stimmung im Dorf ist gekippt, die Menschen sind sichtlich verunsichert, fürchten sich zum Teil vor uns. "Die weißen Corona-verseuchten Menschen". Bleiben ist also irgendwie keine Option, deshalb packen wir unseren Kram zusammen und warten auf den Bus. Die Polizisten sind gut drauf und hysterisch witzelnd machen wir noch Gruppenfotos zum Abschied. 

Der Bus kommt und wir werden samt Gepäck reingequetscht. Wer noch einen Sitzplatz findet, kann sich glücklich schätzen. In Jomsom halten wir an; große polizeiliche Straßensperre. Ich glaube wir haben ca. 6 mal unsere Pässe und Genehmigungen in fremde Hände gegeben, mussten uns mehrfach in Listen eintragen. Niemand versteht so wirklich, was eigentlich los ist. Wir steigen aus und kaufen Snacks und warten.... Und warten.... Und warten.... Insgesamt drei Busse stehen und nichts passiert. Eine Nepalesin aus unserem Bus findet heraus, dass die Fahrt wohl bezahlt werden soll, einige Reisende deshalb einen Streit vom Zaun gebrochen haben und wir erst weiterfahren dürfen, wenn alle bezahlt haben. Nach ca. 3 Stunden "Streik" geht es dann endlich weiter. Und ich bin fest davon überzeugt, dass die Strecke definitiv nicht für so große Busse gedacht ist. Der Abhang kommt oft beängstigend nah, wir durchqueren Flüsse und wir kriegen einen Vorgeschmack darauf wie lange und scheiße die Fahrt wohl noch wird. Solange es noch Internet gibt, registriere ich mich mit Jona im Rückholprogramm. Tatsächlich bekomme ich die Mitteilung, dass ich für den ersten Flug am 27.3 auf der Liste stehe. Den kann ich allerdings nicht erreichen, da ich zum Einen noch mitten im Himalaya stecke und zum Anderen ja noch meinen Rucksack in meinem Homestay habe; mit Laptop, Papieren und anderem Zeug. 80% der Leute aus meinem Bus sind von Pokhara aus gestartet und haben wie ich noch Zeug in irgendwelchen Hostels zurückgelassen... Laut dem Fahrer können wir nirgendwo anhalten, sondern werden direkt nach Kathmandu verfrachtet. Besorgnis macht sich breit und nach langem hin und her verhandeln wir, dass wir in Pokhara anhalten, da tatsächlich Jemand seinen Reisepass im Original zurückgelassen hat. Lange glauben wir, dass wir direkt zum Flughafen gebracht und ausgewiesen werden. Und ich habe meine Sachen ja auch noch nicht zurück. Die Fahrt ist absolut unbequem und anstrengend, es gibt kaum Platz zum Sitzen geschweige denn zum Schlafen. Trotzdem sind die Nepalesen sehr fürsorglich und finden immer wieder irgendwo im Nirgendwo ein Plätzchen, wo wir Essen und Trinken bekommen.

Sage und Schreibe 26 Std dauert die elendige Reise zurück in die Hauptstadt. Niemand von uns hat geschlafen. Die nächtliche Rettungsaktion der Rucksäcke in Pokhara war ebenfalls eine nervenaufreibende Aktion, in der der Bus für 10 min gehalten hat und alle wie die Bekloppten nachts um 3:00 Uhr in alle Richtungen rennen mussten, um ihre Sachen zu holen. Die Verfolgung durch Straßenhunde hat das zwar beschleunigt, war aber auch kein Spaß. An meinem Hostel konnten wir nicht halten und nach 37 Std ohne Schlaf erreichen wir Kathmandu. Die Stadt war ausgestorben, es war Niemand auf den Straßen. Geisterhaft passieren wir die ca. dreißigste Straßensperre, zeigen die Listen vor und das letzte bezahlte Geld wechselt den Besitzer... Immerhin haben die Reisekosten uns nach Kathmandu gebracht ;-) 

Am 27.3 gegen Mittag checken wir im YOG-Hostel ein. Trotz Verbot (max 1 Person pro Zimmer) gibt es Betten für uns alle und auch eine angenehme Dusche erwartet uns. Ich bin trotzdem absolut fertig und unruhig und versuche mit Hilfe der zauberhaften Rezeption doch noch irgendwie an meinen Rucksack zu kommen. Es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel, Niemand darf raus. Telefonisch erreichen wir gar nichts. Ein Mitarbeiter begibt sich mit mir zur örtlichen Polizeistation und nach langem verhandeln (Ich brauche meinen Pass um das Land verlassen zu können etc pp) bekommen wir die Genehmigung mit dem Motorrad nach Patan zu fahren, um meinen Rucksack zu holen. Sarita wartet mit meinem Zeug vor der Tür. Ich kann sie nicht mal umarmen und mich verabschieden. Da wir nun eh die Genehmigung haben, fährt Michael mit mir noch eine extra Runde durch die Geisterstadt. Unfassbar viel Druck fällt von meinen Schultern und egal was jetzt noch kommen mag; ich habe wenigstens meine 7 Sachen. 

Für den zweiten Flug am 28.3 stehe ich auf der Warteliste. Jetzt gerade angekommen, so rausgerissen von Allem entscheide ich mich gegen die Heimreise. Es soll noch einen Flug am 31.3 geben und so kann ich mich wenigstens kurz erholen, mich von meinen Lieben verabschieden und auch mit meiner Reise abschließen, die ich nun gezwungenermaßen abbrechen muss. 

Schnell stellen wir fest, dass eigentlich nur noch 3 Leute im Hostel arbeiten. Sie versuchen alles, um uns ein Zuhause zu geben und uns zu versorgen, schlafen selbst gar nicht mehr... Wir sprechen mit Bishal und bieten an zu helfen. Die Ressourcen werden schnell knapp, also gibt es nur noch zwei Mahlzeiten am Tag, á la carte fällt aus, wir helfen beim Schnibbeln und Abwaschen und halten ab jetzt unsere Zimmer selber sauber. Wir haben Ausgehverbot, außerdem befinden sich mehr Menschen als "erlaubt" im Hostel. Das Gesetz zu brechen um uns ein Zuhause zu geben; da ist Aufräumen und helfen wohl das Mindeste! 

Tatsächlich findet der Flug am 31.3 nicht statt, da sich zu wenig Deutsche in der Hauptstadt befinden. Viele Wanderer stecken noch in den Bergen fest; Vom Everest-Basecamp kommen über 300 Leute gar nicht raus, da sich keine Helikopter finden, die fliegen! Also heißt es doch länger bleiben als gedacht. Wenn man sich emotional schon darauf eingestellt hat zu fliegen, war das dann doch ein komisches Gefühl, jetzt nicht zu können, wo man doch alles vorbereitet hatte. Die anfänglich lustige Arbeit im Hostel wurde nach und nach nervig, da natürlich immer nur dieselben Menschen helfen. Belastbar waren wir offensichtlich alle nicht wirklich. Wahrscheinlich diente es auch als Ablenkung und man konnte etwas tun, das man unter Kontrolle hatte! Aber die Erschöpfung kam dann doch und ich brauchte einfach mal Ruhe von Allem; Menschen, Arbeit, Zeug, Gedanken... Ich "verbarrikadierte" mich für fast zwei Tage in meinem Bett, schlief und guckte Serie. Die Akkus mussten dringend aufgeladen werden! Der nächste Flug war für den 5.4 angesetzt und mit neuer Energie und einem Ziel war ich auch wieder besser drauf. Wir kochten und putzten, chillten in der Sonne und verbrachten die Tage mit Yoga und Billiard. Der ein oder andere Musiker beglückte uns mit Klavier, Trommel oder auch Gitarre. Auch eine kleine Abschiedsfeier für die verschiedenen Leute aus den verschiedenen Ländern haben wir auf die Beine gestellt.

Am 5.4 morgens um 5:00 Uhr ging es dann zu Fuß zu den Sammelstellen für die Busse zum Flughafen. Pro Flug gab es 307 Plätze und nur weil man auf der Liste stand und im Bus saß, hieß das noch lange nicht, dass man auch im Flieger nach Frankfurt einen Platz bekommt. All in all war das nochmal ein echt aufregender und langer Tag. Am Sammelpunkt hieß es erstmal Schlange stehen, in den Bus reinquetschen und am Flughafen wieder anstehen, Papiere abgeben und warten. Zwei Stunden später wurden nach Priorität 307 Namen aufgerufen, die den Flughafen betreten durften und diese 307 Menschen durften dann nach Hause fliegen. Alle anderen mussten in die Hostels zurück und ihr Glück beim nächsten Mal versuchen. 

Und so stand ich da mit meinem Gepäck und hoffte darauf, dass mein Name aufgerufen wird. Und nach einer gefühlten Ewigkeit fiel dann auch mein Name und ich glaube ich bin fast in den Flughafen gerannt :-D Komischerweise möchte man dann doch nach Hause, in seine Wohlfühlzone, zu Dingen die man kennt, Menschen denen man vertraut, in eine Situation zurück, von der man glaubt, sie besser kontrollieren zu können...

Um 11:30 Uhr habe ich Nepal dann verlassen; mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Geflogen sind wir über Katar. Beim Umsteigen durften wir den Flughafen gar nicht betreten, sondern wurden via Bus über das Rollfeld ins andere Flugzeug verfrachtet. Um 21:00 Uhr bin ich dann in Frankfurt gelandet. Auch sehr verrückt zu sehen, dass dieser einfach komplett leer war. Von Quarantäne keine Spur, kein Zoll, keine Kontrollen... Dank meiner liebsten Jungs wurde ich herzlich begrüßt und nach Hause gefahren und war gegen Mitternacht dann endlich Zuhause. Ich glaube Mama hat sich sehr gefreut; es hat noch für ein Bier gereicht und dann bin ich auch totmüde ins Bett gefallen. 

Nun bin ich zurück in der westlichen Welt und in den ersten Tagen war es seltsam, denn alles war so vertraut, dass es schien, als wäre ich nie weg gewesen. Ich habe mich wieder ins deutsche System eingepflegt, besitze wieder eine Versicherung, habe tatsächlich sehr schnell auch einen neuen Job gefunden. Meine nächste Station wird Bergisch Gladbach/ Köln sein. Im August geht´s los...

Jetzt beim Schreiben habe ich alles nochmal durchlebt... Vielleicht habe ich es deshalb auch solange vor mir hergeschoben. Aber jetzt ist alles gut, ich bin guter Dinge und freue mich auf alles, was da kommen mag :-) 

Meine Trekkingehefrau Courtney hat selbst auch ein Nepalvideo gemacht und mir erlaubt, dieses hier zu verlinken. Sie hatte das Glück, noch die warme/heiße Seite von Nepal kennenzulernen. Ich werde das definitiv nachholen!

Alles ist irgendwie ein Abenteuer, wenn man es zulässt! Ich habe außergewöhnliche Menschen getroffen, bin über mich selbst hinausgewachsen und habe Neues über mich und andere gelernt. 

Jeder Schritt, jede Entscheidung, jede Niederlage (wenn man das überhaupt so bezeichnen kann): alles war gut so wie es ist! Und alles wird gut, wie auch immer es werden wird. 

Also auf zu neuen Ufern und ran an den Speck! Fühlt euch geknuddelt und bis ganz bald :-D