Flügge Sein
leave the nest and extend the horizon

Melbourne - zwischen Großstadt und Familienleben

Heute ist der 10.2.2020 und ich sitze gerade in einem Hostel im Herzen von Ho Chi Minh´s District 1. "Good Morning Vietnam" sozusagen!

Den letzten Monat habe ich in Melbourne verbracht und die Zeit ist noch nie so schnell vergangen; Ein ganzer Monat kam mir vor wie eine Woche! Und ich habe mich seit langem mal wieder heimisch gefühlt. Meine Mädels haben Wort gehalten und Imogen empfängt mich wärmlichst am Flughafen! Sunday lebt noch bei den Eltern in Macedon, Imogen lebt in North Melbourne in einer 3erWG inklusive Kater Alley. Also ab ins WG-Leben, raus aus dem "Backpacken" und rein in die Stadt. Ganz Australien wird durch die Buschbrände gebeutelt und in Melbourne erwarten mich angenehme 20° C und eine leichte Brise; fühlt sich eher wie der deutsche Frühling an. Zwischendurch erhitzt sich die Luft unangenehm und die Winde schicken Rauch und Qualm, aber mindestens einmal pro Woche regnet es heftig und kühlt die Luft soweit runter, dass man Abends ne lange Hose, einen Pullover und manchmal sogar eine Jacke braucht! Wie selbstverständlich darf ich ins Zimmer mit einziehen, die Mitbewohner Leo und Rosie sind herzallerliebst und irgendwie stört es Niemanden, dass eine vierte Person den Haushalt nutzt. Wie lange ich bleiben will steht nicht zur Debatte, alle freuen sich, dass ich da bin. 

Die ersten Tage nutze ich erstmal um mich zu akklimatisieren, freue mich über ein festes Zuhause, eine Waschmaschine, einen kleinen Garten und viel Platz in dem süßen Häuschen der drei. Das ich die nächsten Wochen ausschließlich englisch sprechen muss macht mittlerweile gar nichts mehr aus. Vielmehr wird es anstrengender mich auf deutsch auszudrücken und manchmal mixe ich alles querbeet... 

Melbourne zeigt sich als süße Metropole, multikulturell, alt viktorianisch, modern, freundlich und grün. Die "Australien Open" sind schwer im Gange; überall gibt es Leinwände und alle sind im Tennisfieber! Der botanische Garten ist zauberhaft schön; hier kann man mehr als einen ganzen Tag verbringen. Neben entspannten TV-Abenden in der WG, gab es auch ein wenig Kultur im Nachtleben, Billiard und Bars in Brunswick und second hand shopping im Kultviertel Fitzroy. Sunday und ich haben uns einen Tag mal sportlich betätigt und waren bouldern! Ziemlich groß und kunterbunt ist auch die LGBTQ-Szene. Zu meinem Glück findet das alljährliche Midsumma-Festival statt sodass ich das Spektakel in St. Kilda und überhaupt in ganz Melbourne genießen konnte!

Imogen nimmt mich einfach überall mit hin und jeder Freund und jede Freundin begrüßt mich wie einen lange verschollenen Freund... 

Selbst als Imogen mit mir im Schlepptau zu einem Treffen übers Wochenende zu einer eng befreundeten Familie fährt bin ich auch dort sofort ein Mitglied der fünfköpfigen Familie. Wir betüdeln die Pferde, fahren zum McCrea beach, helfen beim Abwasch und sitzen gemeinsam quatschend am Abendbrottisch. Wenn das unter australische Gastfreundlichkeit fällt, hat Irland den ersten Rang eingebüßt… 

Ganz besonders im Gedächtnis bleiben auf jeden Fall die Besuche in Macedon bei Familie Smith. Ob Geburtstagsvideochats beim 97 jährigen Opi oder TV-Abend mit einem Glas Wein, Mama Jacqui und Papa Keith bezeichnen mich als "Keeper" und ich bin gleich vollwertiges Familienmitglied. Selbst wenn Imogen am nächsten Morgen früh zur Arbeit muss, bleibe ich in Macedon im Kreise der Familie. 

Im Nestchen Macedon passiert selbst nicht viel, dafür springen hier die Kängurus über die Straßen und durch die Wälder... Ein Foto kann ich euch und mir leider nicht bieten; wir waren eher damit beschäftigt zu überlegen ob wir wegrennen müssen oder unseren Spaziergang fortsetzen können :-) Ansonsten bin ich von gefährlichen Tieren verschont geblieben! 

Ich habe mich so wohl gefühlt, dass ich mich sogar auf einen Job beworben habe. Die Aussichten sind wegen der Visabestimmungen eher schlecht, aber wer weiß! 

Wie schnell man sich wieder an ein Alltagsleben gewöhnt ist beinahe gruselig. Dementsprechend schwer und äußerst emotional war auch der Abschied vor zwei Tagen. Keith und Suny haben mich zum Flughafen gefahren, von Immi musste ich mich zwecks Arbeit etwas eher verabschieden. Nach ungefähr drei Litern Tränen und Wiedersehensplänen begebe ich mich durch den Sicherheits-Check In und sage Melbourne erstmal Auf Wiedersehen! Diese Menschen sind wirklich Freunde geworden und ich weiß, das wird irgendwie halten; auch bis ans andere Ende der Welt... 

See you guys soon; somehow, somewhere, some day! 

Welcome to Melbourne
Living in North Melbourne
Good old record stores
Climate action - Protest in the rain
heiße Tage in dichtem Qualm...
Mainridge...
and McCrea Beach
Flinder street
Australien Open
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Royal Botanic Gardens